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Alexander Korotko (Ukraine)

DIE EWIGKEITSCODE PAUL CELANS

Zerfressen durch die tiefen Straßenfalten sind nächtliche Desaster, und Fugen Bachs und Celans „Todesfuge“[1] stehn auf verschiednen Polen der Gebetsgedichte.

Die deutschen Zeilenstraßen, Rohübersetzungen der unsagbaren Wunden, sie wechselten die Städte immer wieder – von Czernowitz nach Bukarest und Wien, und nun Paris, und auf dem Federbett der Wolke, das sich im Wasser widerspiegelt, schwebt Deine Silhouette durch die Seine – hin bis zum Himmel, um nach kurzer Zeit als Regengüsse nichtgeweinter Tränen zurückzukommen. Schwärzer als schwarz ist nun die Milch der Frühe von Dir bis auf den Grund geleert.[2]

O welch gemeinsame Geschicke mit Wurzeln deutscher Wörter – Dein und der Schergen Schicksal beiderseits der Hölle, die schimmert immer noch. Sie haben uns gelehrt, mit arischer Pedanterie die Gräber in der Luft zu graben– welch zärtliche Fürsorge! – wo es nicht eng zu liegen ist[3]. An Fingern immer wachsamer Aufseher sind Deine Augen angeklebt – sie trugen sie wie Ringe[4], während sie versuchten, den Tod zu bannen.

Der Garten Deiner glücklichen Entzückung hat wunderbar geblüht – von Frühlingsliebe bis hin zum neuen Blühen, und Du dachtest, es könnte Dich erretten vor Getto der Erinnerung, jedoch vor Illusionen gibt es keine Mittel, Dein Gedächtnis verfolgt Dich wie ein Spürhund, es folgt Dir auf den Fersen Schritt um Schritt.

Dein Wort ist „Hohelied“ der ewigen Verbannung, Davids Psalmen entflammen darin mit so lauter Kraft, dass selbst der Sand der Wüste schmilzt, der einst noch Moses kannte, als er die Juden aus der Sklaverei, der geistigen, lang führte von Ägypten ins Erez Israel, wo Milch und Honig fließen[5].

Und aschenes Haar von Sulamith[6], der schönen, – ist nur ein Abguss, Widerhall, der jene Fäden Deiner Zeilen mit Mütterarmen bindet, die ihre Kinder an die Brust noch drücken. So retteten sie sie mit der Umarmung vor Gas- und Todeskammern, wenn sie durch dünnen Rauchstrahl sie zum Himmel führten[7] unter dem Leuchten Deiner heißen Tränen.

Du hast die Nacht vorweggenommen, und Dein Leben, wie Stearin, auf Zeit ganz langsam floss und Herzklopfen noch nicht gelebter Tage mit seinem Gleichmaß stillte.

Aber der Schmerz in Deinen Augen wuchs, er schichtete sich auf, vermehrte sich und spiegelte sich wider in den Bränden des Abendrots, indem er keinen Platz in Deiner Brust sowie auf Erden für Deine Seele, göttliche, mehr ließ, ER nahm sie nun zu sich zurück, mit vollem Recht.

Ich weiß, dort lebst Du heute, atmest frei, so endete Dein Aufstieg, Deine irdische Aliyah zum Thron des Ruhmes, und all erlebtes Leben war nur ein Augenblick, Sandkörnchen in der großen Sanduhr des Seins.

Mit wem lässt sich vergleichen ein Genie? Mit einem anderen Genie wie Du. Ihr seid verwandte Seelen – Du und Kafka[8]. Ihr wart ja nicht imstande, Euch selbst zu ändern, habt jedoch verändert die ganze Welt, nach Euch ist sie die andere geworden – Ihr habt den Hochmut ihr jäh ausgetrieben und habt den Wörtern einen Sinn gegeben, der anders, rätselhafter ist als früher. In Eurem Schweigen nisten sich so viele Geheimnisse, dass man aus ihr sich Stille bauen lässt und Brücken aus der Zukunft in den Himmel.

Es gibt ein Glück – vom Alltag frei zu leben unterm Gewölbe Deiner Dichtung, die in die Ewigkeit uns führt und weiter, jenseits von allem Toten, wo das Leben die Flügeln wieder hat und Seligkeit.

Ich seh‘ die Mutter – Deine oder meine –, die Welt wird wärmer, wärmer hört man sie und wärmer sieht man sie, und Nächte, flüchtend, bewundern ihre eigne Morgenröte, mit Tau, die klingelt unter junger Sonne.

Aus dem Russischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen

von Petro Rychlo

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[1] Die „Todesfuge“, das berühmteste Gedicht Paul Celans, das die Vernichtung der europäischen Juden in den deutschen KZ-Lagern thematisiert, erschien zuerst im Jahre 1947 in der rumänischen Übersetzung von Celans Bukarester Freund Petre Solomon unter dem Titel „Todestango“ („Tangoul morţii“). Unter dem Titel „Todesfuge“ wurde das Gedicht in Celans erstem, kurz darauf eingestampftem Band „Der Sand aus den Urnen“ (Wien: A. Sexl Verlag 1948) und später in seinem Band „Mohn und Gedächtnis“ (Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1952) abgedruckt.

[2] Paraphrase der Anfangszeilen der „Todesfuge“: „Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends/ wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts/ wir trinken und trinken“.

[3] In der „Todesfuge“ heißt es: „wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng“.

[4] Paraphrase des Gedichts von Paul Celan „Es war Erde in Ihnen“ aus dem Gedichtband „Die Niemandsrose“ (Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1963), in dem folgende Zeilen vorkommen: „О einer, о keiner, о niemand, о du:/ Wohin gings’s da’ s nirgendhin ging?/ / О du gräbst und ich grab, und ich grab mich dir zu,/und am Finger erwacht uns der Ring.“

[5] Celans „Todesfuge“ ist ein durchaus intertextuelles Gedicht, es bezieht sich unter anderem auch auf das „Hohelied“ des „Alten Testaments“ (Sulamith). In einem anderen Gedicht Celans unter dem Titel „Engführung“ („Sprachgitter“, 1959) werden Davids Psalmen erwähnt: „die // Chöre, damals, die/ Psalmen. Ho, ho-/sianna.// Also/ stehen noch Tempel. Ein/ Stern/ hat wohl noch Licht./ Nichts,/ nichts ist verloren.“ Der Autor spielt hier auch auf das 2. Buch Moses („Exodus“) an, in dem der Auszug der Juden aus Ägypten dargestellt wird, der durch die Wüste ging und 40 Jahre dauerte.

[6] Sulamith ist die Figur der Geliebten aus dem „Alten Testament“ (das „Hohelied“).

[7] Anspielung auf die Zeilen aus der „Todesfuge“: „er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft/ dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng“.

[8] Celans Bukarester Förderer, der aus der Bukowina stammende deutschjüdische Dichter Alfred Margul-Sperber schrieb in einem Empfehlungsbrief an den Herausgeber der Wiener Zeitschrift „Plan“ Otto Basil zu dem Manuskript von Celans Gedichtband „Der Sand aus den Urnen“, dass er „das wichtigste deutsche Gedichtbuch der letzten Dezennien ist, das einzige lyrische Pendant des Kafkaschen Werkes“.

[1] Die „Todesfuge“, das berühmteste Gedicht Paul Celans, das die Vernichtung der europäischen Juden in den deutschen KZ-Lagern thematisiert, erschien zuerst im Jahre 1947 in der rumänischen Übersetzung von Celans Bukarester Freund Petre Solomon unter dem Titel „Todestango“ („Tangoul morţii“). Unter dem Titel „Todesfuge“ wurde das Gedicht in Celans erstem, kurz darauf eingestampftem Band „Der Sand aus den Urnen“ (Wien: A. Sexl Verlag 1948) und später in seinem Band „Mohn und Gedächtnis“ (Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1952) abgedruckt.

[2] Paraphrase der Anfangszeilen der „Todesfuge“: „Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends/ wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts/ wir trinken und trinken“.

[3] In der „Todesfuge“ heißt es: „wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng“.

[4] Paraphrase des Gedichts von Paul Celan „Es war Erde in Ihnen“ aus dem Gedichtband „Die Niemandsrose“ (Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1963), in dem folgende Zeilen vorkommen: „О einer, о keiner, о niemand, о du:/ Wohin gings’s da’ s nirgendhin ging?/ / О du gräbst und ich grab, und ich grab mich dir zu,/und am Finger erwacht uns der Ring.“

[5] Celans „Todesfuge“ ist ein durchaus intertextuelles Gedicht, es bezieht sich unter anderem auch auf das „Hohelied“ des „Alten Testaments“ (Sulamith). In einem anderen Gedicht Celans unter dem Titel „Engführung“ („Sprachgitter“, 1959) werden Davids Psalmen erwähnt: „die // Chöre, damals, die/ Psalmen. Ho, ho-/sianna.// Also/ stehen noch Tempel. Ein/ Stern/ hat wohl noch Licht./ Nichts,/ nichts ist verloren.“ Der Autor spielt hier auch auf das 2. Buch Moses („Exodus“) an, in dem der Auszug der Juden aus Ägypten dargestellt wird, der durch die Wüste ging und 40 Jahre dauerte.

[6] Sulamith ist die Figur der Geliebten aus dem „Alten Testament“ (das „Hohelied“).

[7] Anspielung auf die Zeilen aus der „Todesfuge“: „er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft/ dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng“.

[8] Celans Bukarester Förderer, der aus der Bukowina stammende deutschjüdische Dichter Alfred Margul-Sperber schrieb in einem Empfehlungsbrief an den Herausgeber der Wiener Zeitschrift „Plan“ Otto Basil zu dem Manuskript von Celans Gedichtband „Der Sand aus den Urnen“, dass er „das wichtigste deutsche Gedichtbuch der letzten Dezennien ist, das einzige lyrische Pendant des Kafkaschen Werkes“.